Demokratie heißt nicht: Jeder bekommt immer Recht

Wenn der Streit nie endet – was passiert mit dem Zusammenhalt?
Artikel vom 4. August 2025
Oldenburg ist kein Einzelfall. In vielen Städten entstehen Bürgerinitiativen, wenn Großprojekte anstehen – von Windkraftanlagen über neue Straßen bis hin zu Schulneubauten oder eben einem Stadion. Das ist richtig und wichtig: Demokratie lebt von Beteiligung, Meinungsvielfalt und Widerspruch.
Doch was passiert, wenn die Entscheidung längst gefallen ist? Wenn Parlamente, Gerichte oder gewählte Gremien nach langer Debatte einen klaren Weg beschließen – und der Protest nicht endet, sondern sich noch intensiviert?
Genau das erleben derzeit viele Kommunen. Auch in Oldenburg steht die Frage im Raum: Ist es Aufgabe einer Bürgerinitiative, dauerhaft gegen ein Projekt zu kämpfen – obwohl alle demokratischen Instanzen entschieden haben?
Hier beginnt ein schwieriger Balanceakt zwischen Beteiligungskultur und demokratischer Akzeptanz. Denn jede Form des "Weiterkämpfens" hat Auswirkungen: auf Nachbarn, die längst nach vorne blicken möchten. Auf Ehrenamtliche, die gestalten wollen. Und auf Unternehmen, die sich für die Stadt engagieren, aber plötzlich in ein Klima der Spaltung geraten.
Es geht dabei nicht um das "Recht, anderer Meinung zu sein" – das ist unantastbar. Es geht um die Frage, wie wir mit Entscheidungen leben lernen, die nicht die eigenen sind. Ob wir in der Lage sind, Kompromisse zu akzeptieren und uns wieder an einen Tisch zu setzen – statt Fronten zu zementieren.
Demokratie bedeutet eben nicht, dass jeder immer bekommt, was er will. Sondern, dass wir Entscheidungen tragen – auch wenn sie uns nicht gefallen.