Boccaccio lässt Stadion eskalieren

VfB Oldenburg
VfB Oldenburg
3 : 2
SV Meppen
SV Meppen
Dienstag, 23. September 2025 · 18:30 UhrViertelfinale Niedersachsenpokal

Schiedsrichter: Lennart KernchenLinienrichter: Julian Bergmann, Mika Jungclaus

Zuschauer: 6.860

90

VfB Oldenburg schlägt SV Meppen 3:2

Spielbericht vom 24. September 2025

Der Spielbericht wird präsentiert von:

    Oldenburg/fs. Der VfB Oldenburg im Landespokal, das ist nichts für schwache Nerven und braucht stets mehr als 90 Minuten. Das war auch im Klassiker gegen den SV Meppen so. 120 Spielminuten waren bereits absolviert, das Elfmeterschießen begehrte mit Nachdruck Einlass, doch Julian Boccaccio hatte etwas dagegen und sorgte mit seinem Treffer in der Verlängerung für eine emotionale Eskalation auf den Rängen.

    Kaum ein Spiel im Nordwest elektrisiert die Fans derart, wie der Derby-Klassiker zwischen dem VfB Oldenburg und dem SV Meppen. Bereits im Vorverkauf hatten sich 5.500 Fans ihr Ticket gesichert und am Ende sorgten 6.860 Fans für eine großartige Kulisse, die einem überaus spannenden Pokalkampf gerecht wurde.

    Deutlich eingetrübt wurde die Oldenburger Stimmung allerdings durch die Personalsituation. Wie schon in den vergangenen Wochen immer wieder, musste das Trainerteam auch diesmal umstellen. Nico Mai kaum aufgrund von Aduktorenproblemen für einen Startelf-Einsatz nicht infrage. Willem Hoffrogge rückte aus dem defensiven Mittelfeld in die Innenverteidigung.

    Die Gäste hingegen konnten in Bestbesetzung auflaufen und kamen nach vier Siegen bei 16:0 Toren mit Selbstbewusstsein nach Oldenburg. Das wurde auch früh deutlich. Zwar kamen die Oldenburger durch Mats Facklam zum ersten gefährlichen Abschluss (1. Spielminute), doch in der Folge hatten die Emsländer ein Übergewicht und erspielten sich erste Möglichkeiten. Ein Distanzschuss von Oliver Schmitt wurde aber von Jhonny Peitzmeier entschärft (5.). Kurz darauf entschärft der VfB-Torhüter einen Versuch von Wensing, der den Ball mit der Hacke ins Tor zaubern will (12.).

    Fast im Gegenzug wird der VfB gefährlich. Julian Boccaccio schickt Moses Otuali, der auf Mats Facklam passen will, aber abgeblockt wird. Pech für den VfB, Glück dagegen für die Gäste. Dominique Domröse legt den Ball von rechts zurück, Thorben Deters zieht sofort ab und trifft, unterstützt vom Pfosten, zum 0:1 (18.).

    Zwei Minuten später ärgern sich die Oldenburger erneut. Mats Facklam läuft alleine aufs Meppener Tor zu, wird aber von Schiedsrichter Lennart Kernchen gestoppt, weil dessen Assistent den Angreifer im Abseits gesehen hat. Der VfB bleibt zwar am Drücker, die langen Bälle werden aber selten zum Problem für die Emsländer, die defensiv stabil stehen, offensiv aber eher selten zum Abschluss kommen. Einmal allerdings werden die Gäste noch gefährlich und das zahlt sich aus. Jonathan Wensing trifft nach einem Zuspiel von der linken Seite zum 0:2 (45.).

    Der VfB reagierte auf den Rückstand mit einem ersten Wechsel. Ngufor Anubodem kam für Louis Hajdinaj ins Spiel und sollte direkt für Schwung sorgen. Schon die erste Szene in Halbzeit zwei machte deutlich, dass der VfB das Spiel längst noch nicht abgeben wollte. Julian Boccaccio setzt Moses Otuali in Szene, der seinem Gegenspieler davonläuft, doch Julius Pünt ist zur Stelle (47.).

    In der nächsten Szene allerdings ist der Meppener Torhüter machtlos. Drilon Demaj bringt den Ball nach Innen und im zweiten Versuch trifft Mats Facklam zum 1:2 (48.). Ein Tor mit Signalwirkung, denn in der zuvor schon nicklig geführten Begegnung wurde es nun immer emotionaler, auch an der Seitenlinie und das sollte sich noch steigern, denn die Blauen blieben dran. Erneut war Moses Otuali nach einem langen Pass zur Stelle, legte den Ball zurück an die Strafraumgrenze und Drilon Demaj ließ mit seinem Schuss Gästetorhüter Julius Pünt sehr alt aussehen (54.).

    Die defensive Stabilität der Emsländer hatte sich durch den Ausgleich vertreiben lassen. Mehr und mehr übernahmen die Oldenburger den Taktstock dieses Spiels und hätten das Spiel durchaus in der regulären Spielzeit entscheiden können. Allen voran Julius Pünt allerdings hatte etwas dagegen und auch etwas Glück. Distanzschüsse von Aurel Loubongo (74.), der für Rafael Brand ins Spiel gekommen war, und Vjekoslav Taritas (90.) lenkte er zur Ecke und ein starker Abschluss von Moses Otuali klatschte an die Latte (80.).

    Die Entscheidung wurde vertragt, das Spiel sollte in die Verlängerung gehen. Für den VfB war das nicht neu. Schon in den letzten Pokalrunden in Havelse (Sieg im Elfmeterschießen), in Lohne und Emden (jeweils Niederlage im Elfmeterschießen) reichte die eigentliche Spielzeit nicht aus.

    Die „dritte“ Runde hatte gerade begonnen, da tauchte der für Julian Ulbricht eingewechselte Simon Engelmann frei vor Jhonny Peitzmeier auf. Der Routinier versuchte es mit einem Schuss in die lange Ecke, doch „Peitze“ reagierte mit einem großartigen Reflex. Auf der anderen Seite zielte im Gegenzug Mats Facklam knapp über das Tor.

    Beide Mannschaften suchten immer wieder den Weg nach vorn, wobei die Oldenburger die besseren Möglichkeiten hatte, aber der Siegtreffer wollte scheinbar nicht fallen. Moses Otuali stand bei seinem Treffer knapp im Abseits und Julian Boccaccio verfehlte das Gästetor knapp (119.). Sollte erneut ein Elfmeterschießen notwendig werden?

    Nein, denn Jonas Fedl unterlief ein folgenschwerer Fehler. Nachdem zuvor Aurel Loubongo im Strafraum zu Fall gebracht worden war, hatte der Unparteiische noch auf Abseits und nicht auf Elfmeter entschieden. Die Oldenburger erbosten sich noch, da ertönte der nächste Pfiff. Pünt hatte den Ball zum Abstoss hingelegt und statt die letzten Sekunden von der Uhr zu nehmen, wollte Fedl das Spiel nochmal schnell machen, spielte den Ball erst kurz, um ihn dann lang nach vorne zu schlagen. Eine Doppelberührung und damit ein Regelverstoß. Lennart Kernchen entschied sofort auf einen indirekten Freistoß für den VfB.

    Während sich fast alle Gäste auf der Torlinie versammelten, schnappte sich Julian Boccaccio den Ball. Ein kurzer Austausch mit Vjekoslav Taritas, ein Schuss ins Eck, der Rest ist Jubel. Während die Oldenburger Spieler Richtung Fanblock sprinten, werfen die Gäste Pyrotechnik in den Innenraum. Noch allerdings war nicht Schluss. Drei Minuten Nachspielzeit lautete die Ansage der Schiedsrichter. Die Gäste drängten nochmal, selbst Julius Pünt kam mit nach vorne, gefährlich wurden sie allerdings nicht mehr.

    Das Video zum Spiel