Dribbling, Schuss, Derbysieg

VfB Oldenburg
VfB Oldenburg
2 : 1
Kickers Emden
Kickers Emden
Samstag, 11. Oktober 2025 · 18:00 UhrRegionalliga Nord, 14. Spieltag

Schiedsrichter: Daniel PiotrowskiLinienrichter: Sören Thalau, Henrik Specht

Zuschauer: 5.032

90

VfB Oldenburg schlägt BSV Kickers Emden 2:1

Spielbericht vom 12. Oktober 2025

Der Spielbericht wird präsentiert von:

    Oldenburg/fs. Ein geniales Dribbling, ein trockener Abschluss. Der Rest war Jubel. Nach einer genialen Vorarbeit von Julian Boccaccio sorgte Moses Otuali in der 93. Minute mit seinem Treffer zum 2:1 für den elften Saisonsieg des VfB Oldenburg. Felix Göttlicher hatte die Gäste in Führung gebracht, Ermal Pepshi für die Blauen ausgeglichen, ehe die Oldenburger vor 5.032 Zuschauerinnen und Zuschauern nochmal trafen.

    Dass auch ein durchaus emotional geführtes Fußballspiel fast zu einer Nebensache mutieren kann, wurde am Samstagabend im Marschwegstadion allerdings auch deutlich. Beide Fanlager – 414 Kickers-Fans waren dabei – lieferten sich einen munteren verbalen Schlagabtausch, doch plötzlich wurde es still im weiten Rund. Allein die Spieler waren noch zu hören, die Fans hatten ihre Unterstützung eingestellt. Auf der Gegengerade war es zu einem medizinischen Notfall gekommen und aus Respekt davor, wurde geschwiegen. Erst als klar war, dass der Betroffene stabilisiert werden konnte, setzten die Anhängerinnen und Anhänger zum gesanglichen Finale an. Passend dazu entwickelte sich auf dem Rasen ein furioser Endspurt.

    Schiedsrichter Daniel Piotrowski hatte das Spiel gerade angepfiffen, da wurde schon klar, dass es sich hier nicht um ein Stelldichein zum Austausch von Nettigkeiten handeln wird. Emdens David Schiller zerrte direkt am Trikot von Julian Boccaccio, um ihn zu stoppen, nachdem der Oldenburger ihn hatte ins Leere laufen lassen. Glück für den Kickers-Angreifer, dass sein taktisches Foul ungeahndet blieb.

    Eine knappe Minute später war das anders. Emanuel Adou holte Louis Hajdinaj von den Beinen und kassierte zurecht die gelbe Karte. Fußball wurde auch gespielt. Rafael Brand versuchte es gleich zweimal aus der Distanz, auf der anderen Seite war Torhüter Jhonny Peitzmeier bei einem Schuss von Michel Eickschläger sicher (6. Spielminute).

    Die Oldenburger, bei denen mit Nico Knystock und Ngufor Anubodem gleich beiden etatmäßigen Außenverteidiger verletzt fehlten, kam nach einer knappen Viertelstunde zur nächsten Chance. Nach einem Freistoß von Julian Boccaccio wurde der Schuss von Vjekoslav Taritas allerdings zur Ecke geblockt.

    Eine solche hatte auf der anderen Seite dann Folgen. Der Ex-Oldenburger Dennis Engel hatte den Ball auf den kurzen Pfosten gebracht und in Felix Göttlicher einen kopfballstarken Abnehmer gefunden. Mit Wucht platzierte der Abwehrspieler den Ball zum 0:1 ins Tor (19. Spielminute).

    Eine bitte Pille für die Blauen, gleichwohl kein Wirkungstreffer. Der VfB blieb dran, wenngleich es den Gastgebern zu selten gelang, Tempo über die Außenbahnen zu entwickeln. Dennoch hatten die Oldenburger ihre Möglichkeiten, allen voran Julian Boccaccio, der erst zu hoch zielte (26.) und später noch die Latte traf (41.). Die Schwierigkeiten, mehr Spielfluss zu entwickeln, waren allerdings auch dem kompakten Emder Spiel geschuldet.

    Die Kickers agierten robust, störten den Oldenburger Aufbau immer mal wieder durch kleine Fouls, vor allem aber ließen sie dem VfB wenig Raum und das zahlte sich aus. Wirklich eng wurde es für die Gäste nur noch einmal. Nach einer feinen Kombination über den starken Nico Mai und Aurel Loubongo brachte Julian Boccaccio den Ball nach Innen, doch der Kopfball von Vjekoslav Taritas verfehlte das Ziel knapp (44.).

    Die erste Chance nach dem Wiederanpfiff gehörte den Gästen. Marten Schmidt hatte für Mika Eickhoff aufgelegt, doch Jhonny Peitzmeier stand dem 0:2 im Weg (49.). Sein Gegenüber hingegen durfte im direkten Gegenzug den Ball aus dem Netz holen. Rafael Brand hatte den Ball an die Strafraumgrenze zurückgelegt, Ermal Pepshi direkt abgezogen und sein abgefälschter Schuss landete zum 1:1 im Netz, unhaltbar für Norman Quindt im Tor der Kickers (50.).

    Fünf Minuten später hätte David Schiller die Gäste wieder in Führung bringen können. Der Stürmer zielte aber unbedrängt am Tor vorbei und kurz darauf scheiterte erneut Mika Eickhoff an Jhonny Peitzmeier (59.).

    Die sich ausbreitende Stille im weiten rund wollte so gar nicht zum teils turbulenten Treiben passen, wenngleich das Spiel wenig spielerische Lösungen beinhaltete, dafür zunehmend mehr Emotionen und Kampf. Der VfB wollte mehr, sich nicht mit dem Unentschieden bescheiden, die Kickers hingegen ließen früh erkennen, dass sie vor allem darauf bedacht waren, einen Zähler mitzunehmen. Das zeigte sich auch im Spielverlauf, denn es waren die Oldenburger, die zu Chancen kamen, so wie Rafael Brand, dessen technisch feiner und strammer Schuss den Torwinkel nur um Zentimeter verfehlte (74.).

    Dario Fossi reagierte auf den Spielerlauf mit zwei offensiven Veränderungen Moses Otuali und Linus Schäfer kamen für Mats Facklam und Rafael Brand ins Spiel und fügten sich sofort gut ein. Die Blauen blieben dran, hielten den Druck hoch und das zahlte sich aus. Nach einem feinen Dribbling von Aurel Loubongo hatte Louis Hajdinaj bereits die Chance zum 2:1, zielte aber knapp über das Tor (90.), doch kurz darauf durften die Oldenburger jubeln.

    Julian Boccaccio zeigte einmal mehr, dass er den Ball zu streicheln weiß, wie kaum ein anderer. Ein erster Haken, eine Drehung und ein Pass zu Moses Outali, der sich im Zentrum perfekt von seinem Gegenspieler gelöst hatte und so in bester Torjägermanier freistehend für die Eskalation der Stimmung sorgen konnte. „Ich habe Gänsehaut“, bekannte der sichtlich begeisterte Mats Facklam ob der Ästhetik des perfekten Siegtreffers grinsend.